Dieselbe Realität-zwei Wahrnehmungen
Meine Morgenmeditation mit WakeUpWindDown (Spotify, Epidsode 8.11.22)
Bei meiner heutigen Morgenmeditation, gab es eine spannende Übung, bei der man einen „störenden“ Gegenstand in die Hände nehmen sollte und diesen einmal völlig wertfrei anschauen und sich dann im Gegenzug auf alle störenden/negativen Aspekte fokussieren sollte.
Ich entschied mich für den Deckel einer Ikea-Aufbewahrungsbox, der schon völlig eingestaubt und verschmutzt war. Interessanterweise geschah das Folgende:
Zuerst fokussierte ich mich auf alles Störende: wie unfassbar dreckig der Deckel ist, sodass ich sofort innerlich den Drang verspürte ihn sauber machen zu wollen.
Danach betrachtete ich den Gegenstand voller Neugier, als würde ich den Deckel zum allerersten Mal sehen- ohne jegliche Erwartung oder Wertung. Ich betrachtete die Größe und schaute mir gespannt an, wie jeglicher Fleck auf dem Deckel eine völlig eigene Struktur bildete.
Ich wiederholte die Übung. Ich nahm jeden Staubkorn als etwas Schlechtes war. Als etwas, das so nicht sein sollte. Der Deckel sollte sauber sein. Ich müsste ihn verändern, ja säubern damit er wieder richtig ist- damit er so ist wie er sein sollte und meiner Vorstellung entspricht. Ich spürte förmlich wie Negativität und Stress in mir anstiegen.
Anschließend, versuchte ich erneut den Deckel ohne jegliche Wertung anzunehmen. Ich betrachtete ihn- frei von einer konkreten Vorstellung. Es fielen mir größere Runde Flecken, kleinere, einige Staubflusen und sogar ein Haar auf. Alles zusammen bildete ein vielfältiges wildes Muster. Ich begann sogar den Deckel hin und herzudrehen. Dabei spiegelte sich das Bild meines Fensters, in dem Deckel- ich sah plötzlich die Bäume und die Straße. Und zack fühlte ich mich, als würde eine spirituelle Erkenntnis in mir aufsteigen. Mein Deckel war wie ein Spiegel- ein Spiegel der Realität- der Wunder des Lebens- die uns nur aufgezeigt werden, wenn wir unsere Wahrnehmung darauf richten.
Und genau deshalb möchte ich diese kleine Übung mit euch teilen…
Sieh den Deckel als Metapher für viele Dinge im Leben!
Die Situation und Übung mit dem Deckel lässt sich natürlich auf viele Dinge übertragen- insbesondere auf unsere zwischenmenschliche Beziehungen. Stell dir einmal vor, du fokussierst dich bei deinem Partner auf all die störenden Dinge- all die Erwartungen, die er nicht erfüllt. Er macht den Abwasch nicht wie er soll, er gibt dir nicht die Liebe die du brauchst. Deine Freunde melden sich nicht so häufig wie sie sollten- sie sind also keine richtigen Freunde- deine Freunde-dein Partner sind also nicht richtig wie sie sind weil sie deine Erwartungen nicht erfüllen. Jedes abweichende Detail ist schlecht. Merkst du förmlich wie Druck und Negativität in dir ansteigen?
Wir können aber jeder Person gegenüber neutral und neugierig sein. Offen sein für das was kommt und gespannt beobachten was passiert. Versuchen zu verstehen, anzunehmen und vielleicht entdecken wir neue Details. Vielleicht entdecken wir auch dort plötzlich einen Spiegel.
Einen Spiegel, der uns zeigt an was wir arbeiten dürfen? Einen Spiegel, der vielleicht das reflektiert, was in uns steckt????
Der übertragende Sinn wird immer klarer- Verurteilung ist unser Feind. Wenn wir etwas verurteilen, entspricht es nicht unserem Schema. Etwas ist nicht so wie wir wollen und damit automatisch schlecht. Wir wollen Dinge verändern, die nicht unseren Erwartungen entsprechen, aber auf die wir meistens keinen direkten Einfluss haben anstatt Dinge anzunehmen wie sie sind.
Womit lässt es sich wohl besser leben? Was fühlt sich für dich besser an?
Und wie lässt sich das in der Zukunft besser umsetzen?
Diese kleinen Übungen zu wiederholen, kann vermutlich schon sehr viel helfen um dieses Gedankenmuster mehr und mehr in unsere Routine aufzunehmen, bis wir letztlich den Automatismus in unserer Sichtweise verankert haben.
Und vielleicht ist diese Wahrnehmung ein wichtiger Schritt für mehr Leichtigkeit im Leben. Dinge auf uns zukommen zu lassen wie sie sind, und Menschen anzunehmen- frei von Wertung.