Kommunikation als Schlüssel von Beziehungsproblemen- ist weniger manchmal mehr?
Es gibt unzählige Beziehungs-Ratgeber, und doch, steckt man dann tatsächlich in einer Beziehung, lassen sich viele Dinge dennoch nicht ganz so einfach vermeiden. Mit sich selbst im Reinen zu sein und die eigene Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und zu erfüllen, ist ja schon eine gewisse Kunst für sich. Sich dann aber noch komplett auf einen ganz anderen Menschen- mit eigenen Gedanken, Auffassungen und Bedürfnissen einzustellen, um letztlich ein harmonisches Miteinander zu schaffen, kann sich als wirklich herausfordernd darstellen.
Kommunikation ist wahrlich der Schlüssel. Ich habe ein extrem hohes Kommunikationsbedürfnis, da ich unbedingt möchte, dass meine emotionalen Bedürfnisse verstanden werden. Dennoch lässt sich selbst bei einer Vielzahl an Gesprächen, manchmal nur schwierig eine Lösung für manche Dinge finden, weshalb ich mir jetzt die Frage gestellt habe, ist manchmal weniger reden doch mehr???
Aus heutigen Anlass, möchte ich deshalb mal auf zwei Bereiche eingehen, bei denen eventuell weniger mehr sein könnte:
Problem 1: Gedanken an Zukunft und Vergangenheit
Maßnahme 1: Frei von psychologischer Zeit
Seit ich Eckardt Tolle gelesen habe, ist für mich mehr als klar, dass unsere Auffassung von Zeit zu so einigen Problemen führen. Wir bedauern, was in der Vergangenheit passiert ist, würden uns wünschen, Dinge ändern zu können – können es aber letztlich nicht. Zudem richten wir unser Leben auf die Zukunft aus. Wir können nicht während einer Sache präsent bleiben, weil wir schon während der einen Sache an die nächste denken, die auf unserer To-do Liste steht. Auch langfristig, denken wir an unsere Zukunft und verpassen regelmäßig dadurch unseren jetzigen Moment. Wir haben Angst davor, nicht den richtigen Partner zu finden oder auch nicht genügend Geld zu verdienen. Die Wunschvorstellung einer besseren Zukunft, lässt uns so einige Dinge tun, die für uns momentan nicht die besten sein mögen. Unsere Gedanken kreisen ständig, wie gemein doch die Arbeitskollegin noch vor einer Stunde zu uns war oder was wir heute Nachmittag noch im Supermarkt kaufen müssen. Natürlich müssen wir durchaus mal etwas planen, aber diese unkontrollierten Gedanken über Dinge, die wir nicht ändern können, helfen letztlich keinen. Wir können die Vergangenheit und Zukunft nicht ändern, aber unsere Gedanken! Und letztlich existiert nichts, außer dem jetzigen Moment- und genau dieser ist frei von Problemen!!!! Es bringt also nichts, ständig über Dinge zu kommunizieren, die in der Vergangenheit liegen- seien sie noch so schmerzhaft gewesen, denn es lässt sich letztlich nicht ändern. Und das müssen wir akzeptieren und schließlich damit leben. Leichter gesagt, als getan- ich weiß. Aber sich darauf immer wieder zu besinnen, kann wahrlich Zeit sparen und Lebensqualität erhöhen!
Eine Geschichte meines Partners Manuel hat das heute nochmals bestätigt. Er fragte mich: „Wo liegt Vergangenheit/Zukunft?“ Als erstes habe ich gedacht- Vergangenheit hinter mir und Zukunft vor mir aber mir war bereits klar, dass beides nur Illusionen sind und Vergangenheit/Zukunft letztlich nicht existieren. Er erklärte mir jedoch, dass ein Aborigee Stamm genau andersrum antwortet – Vergangenheit vor ihnen und Zukunft hinter ihnen. Natürlich stellt sich die Frage warum und die Antwort ist für mich tatsächlich sehr logisch gewesen: „Da die Augen nach vorne schauen, ist es das was man sieht und da die Vergangenheit bereits geschehen ist, auch das was man bereits gesehen hat. Hingegen hat man die Zukunft bisher nicht gesehen, sodass sie hinter uns liegt, da wir dort keine Augen haben.“ Ja mal wieder einer dieser „Wow“ Momente, die uns zeigen, dass sich alles nur in unserem Kopf abspielt! Jedes Konzept ist letztlich lediglich eine Vorstellung in unserem Kopf.
In diesem Zusammenhang haben sich in uns auch gewisse Konzeptionen verankert – gewisse Vorstellungen wie eine Beziehung, Partnerschaft oder Ehe auszusehen hat. Und klar ist das für jede Person ganz individuell, dennoch führen diese Konzeptionen fast immer zu genau einer Sache- Erwartungen!
Problem 2: Erwartungen
Maßnahme 2: Frei von Erwartungen
Erwartungen können wohl jeden noch so glücklichen Moment zerstören. Denn Erwartungen beziehen sich immer auf ein gewisses Verlangen, das befriedigt werden muss. Sollte das nicht der Fall sein, so herrscht Unzufriedenheit, Ärger oder auch Schmerz. Das spricht regelrecht von einer gewissen Abhängigkeit. Allein heute habe ich kommuniziert, wie sehr ich mich darüber gefreut hätte, einen Adventskalender zu bekommen – eine Geste aus wahrer Zuneigung. Das mag zwar noch viele weitere Hintergründe haben aber letztlich fühlt sich mein Partner damit schlecht, dass er meine Erwartungen nicht erfüllt hat und ich ebenso. Können wir unsere Zeit also für etwas Besseres nutzen???
Sollten wir also vielleicht weniger über unsere Erwartungen kommunizieren, da sie am Ende nur auf selbst erdachten Vorstellungen/Konzeptionen in unserem Kopf beruhen? Da diese bei jedem unterschiedlich sind, ist es fast zu erwarten (haha), dass sie von den Erwartungen unseres Partners abweichen. Ist es dann nicht logischer beide versuchen, die eigenen Konzeptionen zu verwerfen? An sich selbst zu arbeiten und über die eigenen mentalen Blockaden hinauszugehen?
Ansonsten versuchen wir unserem Partner unsere Erwartungen aufzuzwingen, ihn zu überzeugen? Ein ewiger Kampf zwischen zwei Vorstellungen, die eigentlich nur ausgedacht sind? Klingt so gesehen, ziemlich schwachsinnig. Tatsächlich ist es aber genau das, was wir tagtäglich versuchen. Deshalb ist es vielleicht mal einen Versuch wert, sich darauf zu konzentrieren, sich von eigenen Konzepten zu lösen und sich die Zeit für die Kommunikation über diese idealisierten Vorstellungen zu sparen.
Ich war immer ein Fan davon, sich alles zu erzählen, alles zu teilen. Aber mittlerweile muss ich feststellen, dass ich meine eigene „Konzeption“ eindeutig mal überdenken sollte- also ist weniger nicht manchmal mehr??? Entscheide selbst :)