Freiheit oder finanzielle Unsicherheit? Der wahre Alltag von Freelancern
Eigener Chef sein, das Leben frei gestalten und unabhängig arbeiten – klingt nach einem wahren Traum! Viele Angestellte sehnen sich nach dieser Vorstellung und überlegen, ob sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen sollen. Doch nur wenige trauen sich diesen Schritt. Zu groß scheint das Risiko, zu unsicher die Zukunft. Vielleicht ist es eine weise Entscheidung, vielleicht aber auch eine verpasste Chance.
Der Teufelskreis der Freelancer
Tiana, 39, Opernsängerin: „Hast du nur einzelne Aufträge oder auch etwas Festes, das dir Einkommen bringt?“ fragte ich sie. „Ich hätte gern etwas Festes, ja. In der Oper gibt es manchmal feste Stellen, aber diese sind sehr begehrt. Aktuell gebe ich einige Unterrichtsstunden, in erster Linie im Singen, das gibt mir zumindest einige Aufträge zum Überleben. Aber etwas Festes – nein. Früher habe ich Übersetzungen gemacht oder Englisch unterrichtet, aber ich hasse es. Es ist langweilig. Ich könnte, wenn wirklich Not am Mann ist, zurück. Ich war ja auch mal Mathelehrerin. Aber allein bei der Vorstellung schaudert es mich.“
Auch ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Nach Jahren in einem festen Job wagte ich den Sprung ins Ungewisse. Anfangs schien es verlockend, als Freelancer für Gesundheitstrainings und Reisebegleitung zu arbeiten. Doch bald fand ich mich im selben Kreislauf wie Tiana wieder: Kundenakquise, finanzielle Unsicherheit und die ständige Suche nach neuen Aufträgen.
Die fünf typischen Herausforderungen für Freelancer
Finanzielle Unsicherheit: Keine festen Einkommensquellen bedeuten, dass man immer auf der Suche nach neuen Aufträgen ist.
Ständiger Wettbewerb: Bei jedem Auftrag gibt es unzählige Mitbewerber, was den Druck erhöht.
Zeitmanagement und Selbstdisziplin: Man muss seine Zeit effizient nutzen und sich selbst motivieren können (Struktur, Produktivität, Fokus und Motivation opimieren mit dieser Podcast Episode).
Fehlen von stabilen Einkommensquellen: Viele Freelancer müssen diverse kleine Jobs annehmen, um über die Runden zu kommen.
Psychologischer Druck: Die Unsicherheit und der ständige Wettbewerb können mental sehr belastend sein.
Der Traum von der Freiheit vs. die Realität der Unsicherheit
Die Freiheit, das eigene Leben zu gestalten, ist ein starker Anreiz, sich als Freelancer zu versuchen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Die finanzielle Unsicherheit und der ständige Druck, neue Aufträge zu finden, können die Freude an der Freiheit stark mindern. Tiana und ich sind uns einig: Einmal an der Freiheit geschnuppert, scheint es unmöglich, in einen 9-to-5-Job zurückzukehren. Doch die Unsicherheit ist auf Dauer auch keine Lösung.
Potenzielle Lösungen und Strategien
1. Aufbau eines stabileren Einkommens: Langfristige Kundenbindungen und wiederkehrende Aufträge können helfen, finanzielle Stabilität zu erreichen.
2. Netzwerken und langfristige Kundenbindung: Ein starkes Netzwerk kann helfen, regelmäßig Aufträge zu erhalten und sich gegenseitig zu unterstützen.
3. Diversifizierung der Einkommensquellen: Unterschiedliche Projekte und Einkommensströme können das Risiko mindern.
4. Langfristige Projekte und Investitionen: Größere, langfristige Projekte bieten mehr Sicherheit als viele kleine Aufträge.
Schlusswort
Die Selbstständigkeit als Freelancer bietet sowohl große Freiheiten als auch erhebliche Unsicherheiten. Es ist wichtig, die Herausforderungen zu kennen und Strategien zu entwickeln, um ihnen zu begegnen. Ob dieser Weg der richtige für jeden ist, muss individuell entschieden werden. Doch die Reflexion und das Verständnis der eigenen Prioritäten und Bedürfnisse sind der erste Schritt, um die richtige Entscheidung zu treffen.